AURORA mit dem Sonnenstern

Gedankensammlung für Gespräche, driftet ab in Konzeptpapier

Von der Idee zum Plan

 In meinem Beruf ist es völlig normal, dass man immer viele Ideen mit sich herumträgt. Die meisten davon halten dann pragmatischen Überlegungen nicht stand und verschwinden bald im Fundus. Mit Glück werden sie irgendwann in abstrakteren Formen verwurstet, zB. in einem Videoclip oder in einer Geschichte.
 Aber einige wirklich gute fallen dadurch auf, dass sie mich monatelang immer wieder nicht loslassen wollen.
 Diese Idee ist meine bisher hartnäckigste: Ich hab sie jetzt im Lauf von zwei Jahren immer wieder durchgekaut und dabei sind sogar einige Details dazugekommen, die das Ganze logischer und plausibler machen. Irgendwann habe ich sogar mehrere kritikstarke Freunde in die Idee eingeweiht - aber statt den erwarteten Gegenargumenten jedesmal Begeisterung geerntet!
 Vor ein paar Wochen dann habe ich begonnen, ernsthaft Berechnungen anzustellen, Karten und Zirkel zu nehmen und alles mal zu Papier gebracht. Ich habe bei einigen betroffenen Leuten sondiert, und einige haben mir Unterstützung signalisiert. Seitdem steht für mich fest: Das wird großes Tennis!

AURORA bekommt einen Sonnenstern

 Seit 2011 hat die Ellmühle viele neue Nachbarn: Auf der anderen Rheinseite ist vom Rheinauhafen bis zum Südkai gleich ein ganzes Viertel zum Wohnen und Arbeiten fertiggestellt worden, das jetzt als das Filetstück im Kölner Stadtbild gilt. Dementsprechend hat es auch schon viele namhafte Mieter gefunden hat.
 Dumm nur, dass auf der ganzen Meile die Schokoladenseite nach Osten weist, sodass schon vormittags ab elf all die schicken Balkons und Terassen im Schatten sind.
 Wie auch die Einwohner im italienischen Viganella, die seit 2006 ihr Sonnenlicht aus einem großen Spiegel beziehen, so könnten auch die Menschen im Südhafen bald länger im Licht baden:
 Denn direkt gegenüber befindet sich der Sonnenstern von Aurora, an der Fassade der Ellmühle. Die ist riesengroß und nur 580m entfernt.

Technik

 In der idealen Situation steht eine mobile Applikation zur Verfügung, mit der jeder Mieter zwischen Severinsbrücke und Kap am Südkai für jeweils seine eigene Zielfläche erfahren kann, ob sich das Sonnenlicht über die Spiegelanlage darauf richten lässt oder nicht, und im gegebenen Fall die Spiegel für sich buchen, falls ihm nicht ein Nachbar zuvorgekommen ist. Durch die Triangulation der Gesamtfläche (Aufteilung in mehrere dreieckige Teilflächen) ist es einerseits möglich, das auf das große Logo einfallende Licht auf eine kleinere Fläche gegenüber zu konzentrieren. Genauso kann andererseits die Gesamtfläche in beliebigen Anteilen auf unterschiedliche Nutzer aufgeteilt werden. Diese Flexibilisierung der Nutzung und auch das damit einhergehende Buchungsmodell ist eine reine Frage der Programmierung. Auch wäre diese Fassung der Installation physisch entlang der gesamten Fassadenfläche beliebig skalierbar.

Interessensgruppen.
Öffentlicher und privater, kultureller und wirtschaftlicher Nutzen

 Der Südhafen ist ein beliebter öffentlicher Raum von hoher Qualität. Ausser den Bewohnern der Luxuswohnungen und den Geschäftsleuten in ihren Büros und Konferenzräumen - dient er auch täglich hunderten von Joggern und Inlinern und als Flaniermeile.
 Die Installation ist also nicht nur ein urbanes Kunstwerk. Mit dessen Unterstützung kommt die Eigentümerin der Fassade zu großer positiver Medienpräsenz. Sie lädt ihre Marke mit den kostbarsten Assoziationen auf, die sie nur kriegen kann: Kunst im Spannungsfeld von Gesellschaft und Technik.
 Sie ist auch ein Wohl für die Öffentlichkeit der Kommune und damit ein Projekt, für das man sich im politischen Köln gerne stark macht - und mit dem man sich als Unterstützer dort natürlich auch beliebt macht.
 Als dritte im Bunde werden selbstverständlich die privaten und privatwirtschaftlichen Nutzer der Anlage ihre Dankbarkeit zeigen. Eine Querschnittsanalyse unter den potentiellen Nutzern wird ergeben, dass mit den Einnahmen aus Sonnen-Abonnements nicht nur die Investitionen und die Wartung auf Dauer gedeckt sind.

Finanzierung

 Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf rund 240.000€. Davon entfallen ungefähr je ein Viertel auf Entwicklung, Technik, Montage und Programmierung. An der Projektfinanzierung sollten möglichst alle oben genannten Parteien beteiligt werden. Während die Kommune (wahrscheinlich) nicht als direkter Geldgeber auftreten wird, kann sie jedoch für das Projekt um öffentliche Mittel aus anderen Quellen werben.
 Eine besondere Rolle ist demjenigen Unternehmen zugedacht, das den Löwenanteil des Finanzierungsrisikos übernimmt: Dorthin werden die Spiegel zeigen, solange niemand sie für sich beansprucht - sozusagen der Ruhepol des Lichts. (Wir hoffen, dafür zB. einen Gastronomen zu gewinnen, denn so würde auch die Öffentlichkeit auf der Promenade profitieren.)
 Läuft der Betrieb gut, deckt der Umsatz aus Abonnements die Kosten. Bleibt das Interesse der privaten Nutzer dagegen hinter den Erwartungen zurück, dann findet sich im Lichtstrahl zum Dank vermehrt der Hauptfinanzier als Sponsor.

Zeitrahmen

 Bei der Entwicklung der Spiegelobjekte sind wir zuversichtlich, im Sommer 2012 einen Prototypen der Module einsetzen und damit die Programmierung beginnen zu können. Die Installation an der Fassade kann, wenn es einigermaßen glatt läuft, noch im Herbst durchgeführt werden. Der Regelbetrieb mit Applikation etc. könnte frühestens im Frühjahr 2013 aufgenommen werden.

Sicherheiten

 Für die Skeptiker unter den Beteiligten haben wir den Betrieb in eine ganze Kaskade an Realisierungsstufen zerlegt, von denen keine utopisch weit von der vorherigen entfernt liegt.
 Ausgehend von einer ganz einfachen Anordnung von Spiegeln innerhalb des Sonnenlogos, die das Licht starr auf die gegenüberliegende Rheinseite werfen, über eine dynamische Version, die dem Sonnenlauf automatisch folgen und das Licht auf fest eingerichtete Partnerflächen richten, bis hin zu der eigentlichen Idee einer von allen Parteien über eine mobile Applikation buchbaren Anlage. Darüber hinaus wäre es durchaus denkbar, die Anlage auf weitere Flächen der gesamten Fassade zu erweitern. So würde nicht nur in mehrfacher Hinsicht die Lichtausbeute erhöht, so könnte auch die Rendite gesteigert werden.

Melchior blausand Thursday 26 January 2012 at 04:55 am | | nicht euer bier
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